Schweiz: Disentis

Disentis

Disentis/Mustér – seit 1963 ist Disentis/Mustér die offizielle Bezeichnung – ist eine Gemeinde in der Region Surselva des Kantons Graubünden. Die Abstammung des Wortes Disentis ist nicht eindeutig. Es gibt zwei Erklärungen: 1. von Desertina (‚Einöde‘), 2. vom lateinischen Wort dissentire, die Weggabelung/Verzweigung, was zur Lage des Ortes passen würde. Das romanische Mustér stammt vom Lateinischen monasterium (‚Kloster‘). Der Wintersport- und Kurort liegt in der Cadi im oberen Teil der Surselva, am Zusammenfluss des Medelser Rheins mit dem Vorderrhein. Im Süden von Disentis fliesst der Rein d’Acletta, der in den Vorderrhein mündet. Zur Gemeinde gehören die Dörfer Segnas, Mumpé Tujetsch, Mumpé Medel, Acletta, Disla und Cavardiras.

Anfang des 8. Jhs. errichtete der Mönch Sigisbert aus einem burgundischen Kloster eine Zelle in der «Desertina». Dies gemäss der Legende, wahrscheinlich war die Gegend aber bereits vorher besiedelt. Der einheimische Rätier Placidus half ihm dabei und wurde auf Weisung des Landesherrn ermordet. Um 720/750 errichtete Bischof Ursicin über den Grabstätten der Heiligen Sigisbert und Placidus ein Kloster nach den Regeln des Heiligen Benedikt. 940 wurde das Kloster mit seinen wertvollen Kunstgegenständen von Sarazenen durch Brand zerstört (Deckengemälde in der Klosterkirche). Die nach der Flucht zurückkehrenden Mönche bauten die Abtei wieder auf. Ihre Hauptfunktion war dann die von «Hütern des Lukmanierpasses», über den die deutschen Kaiser Otto I., Heinrich II., Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) und Sigismund in ihre italienischen Reichsteile reisten. 1020 wurde der Konvent von Kaiser Heinrich II. an die bischöfliche Kirche von Brixen übertragen; die Verfügung wurde 1074 widerrufen und die Immunität des Klosters wiederhergestellt. Es entstand der reichsunmittelbare Klosterstaat Cadi (Casa Dei – ‚Haus Gottes‘), zu dem nicht nur das Gebiet von Brigels bis jenseits des Oberalppasses gehörte, sondern zeitweise auch Gebiete in der Lombardei. Der Disentiser Abt wurde Reichsfürst. Die Fürstäbte wirkten bei der Gründung des Grauen Bundes und des Kanton Kantons Graubünden mit, wodurch sie allerdings ihre Machtstellung einbüssten. Das Kloster blieb kultureller Mittelpunkt von Graubünden.

Ende des 17. Jhs. entstand im barocken Baustil eine neue Klosteranlage und 1696 bis 1712 die Klosterkirche Sankt Martin mit Doppelturmfassade nach Plänen von Caspar Moosbrugger. 1799 steckten französische Truppen das Dorf Disentis, Kloster und Kirche in Brand, nachdem sich die Einwohner gegen die Besatzer erhoben hatten. Ende des 19. Jhs. wurde die Klosteranlage umfassend restauriert, rund hundert Jahre später nochmals. Die letzte Restaurierung der Klosterkirche wurde 2019 beendet. Seit 1880 führt das Kloster ein Gymnasium mit Mönchen als Lehrkräften. Die weitere Gewährleistung der Anerkennung als zur Maturität führende Schule wurde anfangs der 1970er Jahre an zwei Bedingungen geknüpft: Erstens die Zulassung von Mädchen und zweitens die Ergänzung des Lehrkörpers durch zivile Lehrpersonen.

Ich habe drei Wanderungen rund um Disentis gemacht. Eine tolle aussichtsreiche Tour (15 km) führt über den Stagias nahe dem Dorf Medel. Eine weitere Tour führt von Hotel Disentiserhof nach Cavardiras.